Voriger Artikel

Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 11.06.2008

Nächster Artikel


Springmäuse zeigen Rasern Gelbe Karte

Alterkülz: Gemeinsame Blitz-Aktion von Kindergarten und Polizei Simmern

Besorgniserregend waren die Ergebnisse einer landesweiten Geschwindigkeitskontrolle am vergangenen Wochenende. Zehn Prozent der Autofahrer waren zum Teil erheblich zu schnell unterwegs. In Alterkülz fand gestern eine Radarkontrolle der besonderen Art statt. Kindergarten und Polizei führten gemeinsam eine Blitzaktion durch.

ALTERKÜLZ. 2000 Autos passieren im Durchschnitt täglich die fast zwei Kilometer lange Ortsdurchfahrt von Alterkülz. Weil die Nachbargemeinde Laubach wegen Bauarbeiten gesperrt ist, sind es jedoch zurzeit noch erheblich mehr.

Mitten im Dorf liegt der Kindergarten. Schon von Kindesbeinen an werden also die jungen Besucher mit der Verkehrsproblematik konfrontiert. Grund genug für die "Springmäuse", selbst einmal eine Geschwindigkeitskontrolle zu initiieren. Als Freunde und Helfer gewannen sie die Polizei und das Kastellauner Ordnungsamt hinzu.

Gut in den Rosen am Straßenrand versteckt, hatte Ordnungsamtsmitarbeiter Markus Wachs gestern Mittag sein Radargerät positioniert. Der Verkehrssicherheitsbeamte Gerd Behm und sein Kollege Jörg Hoffmann von der Polizeiinspektion Simmern sorgten für den hochoffiziellen Rahmen.

Geblitzt wurde zwischen 13 und 14 Uhr. Im Gegensatz zum Wochenende war das Alterkülzer Ergebnis ausgesprochen positiv. Der weitaus größte Teil der Autofahrer lag unterhalb des Tempo-Limits von 50 Kilometern pro Stunde.

Rund fünf Prozent hatten zwischen 50 und 58 auf dem Tacho. Sie kommen bei einer "normalen" Geschwindigkeitskontrolle noch ohne Bußgeld davon. Spitzenreiter war eine einheimische Fahrerin mit amtlich festgestellten 61 Kilometern. Hier wäre ein Bußgeld von 15 Euro fällig gewesen.

Da es sich aber um eine außerplanmäßige Radarkontrolle handelte, war das Prozedere ebenfalls außergewöhnlich. Egal wie schnell oder langsam - alle geblitzten Autofahrer wurden mir der roten Polizeikelle in die Bushaltebucht gebeten. Dort warteten gespannt die Kindergartenkinder auf sie.

Fahrzeuglenker, die unter dem Limit lagen, erhielten zur Belohnung ihrer disziplinierten Fahrweise eine süße Überraschung: ein Päckchen Gummibärchen. Und weil die Tiere genauso wie der Mensch von Rasern bedroht sind, gab's Schoko-Entchen.

Missetäter bekamen die Gelbe Karte. "Wenn alle so schnell fahren wie Du, werde ich vielleicht nicht fünfzig!", waren die mahnenden Worte darauf." Denk an die Kinder. Tempo 50 - ohne uns Kleine gäbe es keine Großen", war auf der Rückseite zu lesen.

Die Resonanz war überaus positiv. Die aufgefallenen Autofahrer zeigten sich einsichtig und gelobten Besserung. Und die positiv Registrierten waren froh darüber, von den Kindern gelobt zu werden. Dankbar für diese liebenswerte Aktion "ohne den erhobenen Zeigefinger" war auch der Alterkülzer Ortsbürgermeister Horst Peuter. Wie bei vielen Aktion zuvor bewies der Kindergarten seine Rolle als aktiver Teil in der Dorfgemeinschaft.

   Werner Dupuis


Nur mit 43 km/h wurde Saskia Simon geblitzt. Die Springmäuse belohnten sie mit Gummibärchen und einem Schoko-Entchen. Die Polizisten Gerd Behm (rechts) und Jörg Hoffmann assistierten bei dieser besonderen Art der Verkehrserziehung.  Foto: W. Dupuis


Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 11.06.2008, Seite 12.

Zum SeitenanfangZum Seitenanfang